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(Source: Libretto 1733, Vienna)<ref name=" | (Source: Libretto 1733, Vienna)<ref name="LibrettoGerman"/> | ||
Des Demophon im Thracischen Chersoneso geherschet<nowiki>*</nowiki> <nowiki>/</nowiki> hat solcher den Abgott Apollo anersucht und befraget <nowiki>/</nowiki> wann jenes grausame Gesatz von diesem eigenen Oracul vorgeschrieben <nowiki>/</nowiki> daß jährlichen auf dessen Opfer-Tisch eine Jungrau geopfert werde <nowiki>/</nowiki> ein ende nehmen wurde <nowiki>/</nowiki> und folgende Antwort erhalten: | |||
<poem>:Mit euch wrd der Zorn des Himmels versöhnet werden wann der unschuldige unrechtmässige Besitznehmer eines Königreichs sich selbsten bekannt seyn wird. | |||
Die Dunkelheit dieser Rede wuste der König nicht zu verstehen <nowiki>/</nowiki> und erwartete zu einer anderen Zeit eine klarere Auslegung; sich indessen zum gewöhnlichen Jahres-Opfer richtend <nowiki>/</nowiki> und das Loß veranstaltend <nowiki>/</nowiki> womit der Nahmen jener unglückseligen Jungfrau gezogen werde <nowiki>/</nowiki> die zum Opfer bestimmet. Mathusius ein Grosser des Reichs forderet hierüber <nowiki>/</nowiki> daß Dirce, die er für seine Tochter gehalten <nowiki>/</nowiki> keineswegs dem Loß <nowiki>/</nowiki> gleich anderen ausgesetzet werde; Anführend zu seiner Billigung as Beyspiel des Königs selbsten <nowiki>/</nowiki> der seine Königliche Tochter der Gefahr des Unglücks zu entziehen <nowiki>/</nowiki> weit von Thracien entfernet. Demophoon aber über die Vermessenheit des Mathusio erzörnet <nowiki>/</nowiki> ertheilet den garusamen Befehl <nowiki>/</nowiki> da0 ohne Erwartung des Loß die unschuldige Dirce zum Opfer geführet werde. Nun ware Dirce eine Ehe-Gemahl des Timante vermeinten Sohns <nowiki>/</nowiki> und Erb-Printzens des Demophons. | |||
Es hatten aber diese Ehe-Leute ihre Ehe höchstssorgfältigst verborgen <nowiki>/</nowiki> aus Forcht eines alten Gesatzes dieses Königreichs <nowiki>/</nowiki> so jene Bräute Königlicher Erben <nowiki>/</nowiki> die Unterthanen <nowiki>/</nowiki> oder Vassalinen <nowiki>/</nowiki> zum Tod verdammet. Demophon, deme die geheime Ehe des Timante, und der Dirce unbewust ware <nowiki>/</nowiki> hatte ihme zur Ehe-Gemahl die Printzessin Creusa bestimmet <nowiki>/</nowiki> dem König aus Phrygien ihren Vatter das Wort gegeben <nowiki>/</nowiki> und zur Bestätigung dieses Versprechens <nowiki>/</nowiki> seinen jüngeren Sohn Cherintum die Braut abzuholen <nowiki>/</nowiki> und nach Thracien zu führen gesendet. Timantem indessen von dem Lager zuruck ruffend <nowiki>/</nowiki> der in allen unwissend <nowiki>/</nowiki> eilends in den Pallast gekommen. Bey Vernehmung aber deren Gefahren seiner und der Dirce suchte er sich zu entschuldigen <nowiki>/</nowiki> sie zu beschützen; aber eben diese Entschuldigungen <nowiki>/</nowiki> Fürbitten <nowiki>/</nowiki> und Betrübnussen machten den listigen König ihre Ehe offenbar. Timantes als sträflich <nowiki>/</nowiki> daß er den vätterlichen Befehl ungehorsam gewesen <nowiki>/</nowiki> die Vermählung mit Creusa versaget <nowiki>/</nowiki> und gewaltthätig denen Königlichen Gebotten widerstrebet. Dirce als schuldmässig <nowiki>/</nowiki> daß sie denen Gesätzen des Königreichs zuwider hanlend <nowiki>/</nowiki> sich mit Timante verehliget <nowiki>/</nowiki> werden zum Tod verdammet. Und da eben dieses unmenschliche Urtheil solte vollzogen werden. Empfande der ergrimmte Demophon ein väterliches Erbarmen <nowiki>/</nowiki> so mit vielen Fürbitten vergesellet <nowiki>/</nowiki> die Verzeihung aus seinem Mund gepresset. Timantes erhielte die Nachricht dieser beglükten Veränderung <nowiki>/</nowiki> aber in Mitten seiner unverhoften Freude wird ihme mit sicheren Beweistum geoffenbaret <nowiki>/</nowiki> daß Dirce eine Rochter des Demophons, und der unglükselige Timantes, der sich kaum ein wenig in seinen Trübsalen erholete; wird vom neuen noch verwirrter in einen Abgrund des Unglüks und Erntsetzung gestürtzet <nowiki>/</nowiki> da er seine Ehe-Gemahl seine eigene Schwester zu seyn geglaubet. Unumgänglich schiene seine Verzweifelung; als aber unverhofter Weise er seines wahren Herkommens gründlich benachrichtiget worden <nowiki>/</nowiki> und ersehen <nowiki>/</nowiki> daß er kein Erb der Tron <nowiki>/</nowiki> auch kein Sohn des Demophons, wol aber ein Sohn des Mathusio seye <nowiki>/</nowiki> ändert sich alles Aussehen. Timantes seines Zweifels befreyet <nowiki>/</nowiki> erhaltet seine Ehe-Gemahl; Demophon findet an Cherinto seinen wahren Erben <nowiki>/</nowiki> kommet seinem Versprechen nach <nowiki>/</nowiki> ihme die Printzessin Creusa bestimmend <nowiki>/</nowiki> und jeder schuld-lose <nowiki>/</nowiki> unrechte Besitz-hoffer des Königreichs <nowiki>/</nowiki> von dem das Oracul geredet <nowiki>/</nowiki> wird an Timante entdecket. Das Königreich der jährlichen Schuldigkeit seines grausamen Opfers befreyet. | |||
Hygin. ex Philarch. lib. 2. | |||
Der Schau-Platz wird vorgestellet in dem Königlichen Pallast des Demophons im Chersoneso der Thracischen Halb-Insul. | |||
<div class="footnotes"> | <div class="footnotes"> | ||
<nowiki>*)</nowiki>This word and many others deviate from modern standard German use and spelling. For a modern translation of the original Italian, see below. | <nowiki>*)</nowiki>This word and many others deviate from modern standard German use and spelling. For a modern translation of the original Italian, see below. | ||
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