Difference between revisions of "Enone (Antonio Caldara)"

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===English===
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(Based on ''Poesie Drammatiche 1786''<ref name="LibrettoItalian"/><ref name="FR"/>
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Of the many sons that Priam, King of Troy, had by his wife Hecuba, one was Alexander. As soon as he was born, he handed him over to Agelaus, his faithful servant, with orders to leave him exposed to the beasts in the forests of Mount Ida; and this because the Queen had a dream that the child would be the destroyer of her entire kingdom. The child was then abandoned by Agelaus, who after five days returned to see what had happened to it and found that a bear had been breastfeeding it. This caused him to secretly take the child back to his home and raise him under the name of Paris, concealing his true status from everyone except his daughter Egle, who had fallen in love with him. After many years, Paris, distinguishing himself among the other shepherds by his wisdom and valour, had the government of that country. He fell in love with the nymph Enone, daughter of the river Cybrene, by whom he was loved in turn, but secretly, for fear of the prophecies of her father, who had foretold that she would be the most miserable woman in the world if she ever married Paris. Now it came to pass that Niso, brother of Oenon, having killed the shepherd Alceus in a fight, was condemned to death by Paris; and on the morning of the following day the sentence was to be carried out. Oenon went to throw herself at his feet in order to get him to pardon her, but she did not succeed in obtaining the pardon, unless she married him the same night. What happens, therefore, becomes clear in the continuation of the Drama, to which the friendship of Nisus and Euryalus, in the verses of Virgil so famous, give reason for greater development: the going of King Priam to Ida to solemnise the funeral of Alexander, believed dead; and the recognition of this. A large part of these events can be found in Book III of Apollodorus, whose narration I have liked to follow, rather than that of Hyginus, and others who speak of them in a different way; and many other things have been taken from the Epitia of Giovanni Batista Giraldi.
===Old German===
===Old German===
(Source: Libretto 1730<ref name="LibrettoGerman"/>)  
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Unter anderen Söhnen / so Primus, König in Troja, von Hecuba seiner Gemahlin gehabt / ware einer genant<nowiki>*</nowiki> Alexander, den er / als er kaum geboren ware / Agelao seinem Vertrauten überantwortet / um damit er ihne in der Wilnuß des Bergs Ida, zur Speis deren wilden Thieren aussetze / aus Ursachen / weilen es der Königin getrauemet / daß dieses Kind einstens das ganze Königeich verwüsten werde ; das Kind wurde also von Agelao ausgesetzet / welche nach Verfließßung fünf Tägen zurukgekehret / um zu sehen / was weiters erfolget / und gefunden / daß ein Bärin das Kind genähret; welche seltsame Begebenheit ihne veranlasset / daß er solches in sein Haus genommen / und unter dem Nahmen Paridis erzogen. Niemand aber das Herkommen dessen offenbaret / als der Egle, seiner Tochter; die sich in diesen Knaben verliebet: nach vielen Jahren darauf hat Paris unter anderen Hirten / sich mit seiner Schönheit / und Tapferkeit so weit hervor gethan / daß er die Verherschung dieses Landes Überkommen: sich verliebet in die Nymphe Enon, Tochter des Flusses Cibrene, und wurde von ihr im Gegen-Theil geliebet / aber in geheim / und zwar aus Forcht deren Vorsagungen des Vatters / daß sie nemlichen die unglücklichste Person der Welt seyn würde / wann sie mit Paride sich solte verehligen. Nun hat es sich zugetragen / daß Niso, ein Bruder der Enon, den Hirten Alceo in einem Rauf-Handel umgebracht / von Paride hierüber zum Tod verdammet / den darauf folgenden Tag sein Urtheil hätte sollen vollzogen werden. Da gienge Enon, warfe sich ihme zu Füssen / und hatte den Endes-Spruch zu widerruffen; hat die Gnad aber nicht erhalten können / als mit Bedingnuß / daß sie seine Braut seye. Was folget / ist aus Fortsetzung des Schau-Spiels zu ersehen / welchen zu einer mehreren Verwickelung dienet, die Freundschaft des Niso und Eurialo, berühmet in Versen Virgilii, die Reise des Königs Priami nach Ida, um denen Trauer-Begängnussen des todt geglaubten Alexandri beyzuwohnen / und die Erkanntnuß desselben. Ein grosser Theil dieser Zufällen / ist aus dem dritten Buch Apolidori: dessen Erzehlung mir anständiger war / als des Higini, und anderen / so verschieden darvon reden.  
Unter anderen Söhnen <nowiki>/</nowiki> so Primaus, König in Troja, von Hecuba seiner Gemahlin gehabt <nowiki>/</nowiki> ware einer genant Alexander, den er <nowiki>/</nowiki> als er kaum geboren ware <nowiki>/</nowiki> Agelao seinem Vertrauten überantwortet <nowiki>/</nowiki> um damit er ihne in der Wilnuß des Bergs Ida, zur Speis deren wilden Thieren aussetze <nowiki>/</nowiki> aus Ursachen <nowiki>/</nowiki> weilen es der Königin getrauemet <nowiki>/</nowiki> daß dieses Kind einstens das ganze Königeich verwüsten werde ; das Kind wurde also von Agelao ausgesetzet <nowiki>/</nowiki> welche nach Verfließßung fünf Tägen zurukgekehret <nowiki>/</nowiki> um zu sehen <nowiki>/</nowiki> was weiters erfolget <nowiki>/</nowiki> und gefunden <nowiki>/</nowiki> daß ein Bärin das Kind genähret; welche seltsame Begebenheit ihne veranlasset <nowiki>/</nowiki> daß er solches in sein Haus genommen <nowiki>/</nowiki> und unter dem Nahmen Paridis erzogen. Niemand aber das Herkommen dessen offenbaret <nowiki>/</nowiki> als der Egle, seiner Tochter; die sich in diesen Knaben verliebet: nach vielen Jahren darauf hat Paris unter anderen Hirten <nowiki>/</nowiki> sich mit seiner Schönheit <nowiki>/</nowiki> und Tapferkeit so weit hervor gethan <nowiki>/</nowiki> daß er die Verherschung dieses Landes Überkommen: sich verliebet in die Nymphe Enon, Tochter des Flusses Cibrene, und wurde von ihr im Gegen-Theil geliebet <nowiki>/</nowiki> aber in geheim <nowiki>/</nowiki> und zwar aus Forcht deren Vorsagungen des Vatters <nowiki>/</nowiki> daß sie nemlichen die unglücklichste Person der Welt seyn würde <nowiki>/</nowiki> wann sie mit Paride sich solte verehligen. Nun hat es sich zugetragen <nowiki>/</nowiki> daß Niso, ein Bruder der Enon, den Hirten Alceo in einem Rauf-Handel umgebracht <nowiki>/</nowiki> von Paride hierüber zum Tod verdammet <nowiki>/</nowiki> den darauf folgenden Tag sein Urtheil hätte sollen vollzogen werden. Da gienge Enon, warfe sich ihme zu Füssen <nowiki>/</nowiki> und hatte den Endes-Spruch zu widerruffen; hat die Gnad aber nicht erhalten können <nowiki>/</nowiki> als mit Bedingnuß <nowiki>/</nowiki> daß sie seine Braut seye. Was folget <nowiki>/</nowiki> ist aus Fortsetzung des Schau-Spiels zu ersehen <nowiki>/</nowiki> welchen zu einer mehreren Verwickelung dienet, die Freundschaft des Niso und Eurialo, berühmet in Versen Virgilii, die Reise des Königs Priami nach Ida, um denen Trauer-Begängnussen des todt geglaubten Alexandri beyzuwohnen <nowiki>/</nowiki> und die Erkanntnuß desselben. Ein grosser Theil dieser Zufällen <nowiki>/</nowiki> ist aus dem dritten Buch Apolidori: dessen Erzehlung mir anständiger war <nowiki>/</nowiki> als des Higini, und anderen <nowiki>/</nowiki> so verschieden darvon reden.  
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<nowiki>*)</nowiki>This word and many others deviate from modern standard German use and spelling. For a modern translation of the original Italian, see below.
<nowiki>*)</nowiki>This word and many others deviate from modern standard German use and spelling. For a modern translation of the original Italian, see below.
===Modern German===
===Modern German===
(Based on ''Poesie Drammatiche 1786''<ref name="LibrettoItalian"/><ref name="FR"/>
(Based on ''Poesie Drammatiche 1786''<ref name="LibrettoItalian"/><ref name="FR"/>


Von den vielen Söhnen, die Priamos, der König von Troja, mit seiner Frau Hekuba hatte, war einer Alexander. Gleich nach dessen Geburt übergab er ihn seinem treuen Diener Agelaus mit dem Befehl, ihn in den Wäldern des Berges Ida den Tieren auszusetzen; denn die Königin hatte einen Traum, dass das Kind ihr ganzes Reich zerstören würde. Das Kind wurde daraufhin von Agelaus ausgesetzt, der nach fünf Tagen zurückkehrte, um zu sehen, was mit ihm geschehen war, und feststellte, dass ein Bär es gesäugt hatte. Dies veranlasste ihn, das Kind heimlich mit nach Hause zu nehmen und es unter dem Namen Paris aufzuziehen, wobei er seinen wahren Zustand vor allen verbarg, außer vor seiner Tochter Aegle, die sich in ihn verliebt hatte. Nach vielen Jahren übernahm Paris, der sich unter den anderen Hirten durch seine Weisheit und Tapferkeit auszeichnete, die Herrschaft über jenes Land. Er verliebte sich in die Nymphe Enone, Tochter des Flusses Cybrene, die er ebenfalls liebte, aber heimlich, aus Furcht vor den Prophezeiungen seines Vaters, der ihr prophezeit hatte, dass sie die unglücklichste Frau der Welt sein würde, wenn sie Paris heiraten würde. Nun begab es sich, dass Niso, der Bruder der Oenon, den Hirten Alkäus im Kampf getötet hatte und von Paris zum Tode verurteilt wurde. Am Morgen dieses Tages sollte das Urteil vollstreckt werden. Oenon warf sich ihm zu Füßen, um Gnade zu erlangen, aber sie konnte die Begnadigung nur unter der Bedingung erwirken, dass sie ihn noch in derselben Nacht heiratete. Was nun geschah, geht aus dem Fortgang des Dramas hervor, dem die in Vergils Versen so berühmte Freundschaft von Nisus und Euryalus Anlass zu größerer Entfaltung gibt: die Reise des Königs Priamos nach Ida, um das Begräbnis des totgeglaubten Alexanders zu begehen, und die Anerkennung desselben. Ein großer Teil dieser Ereignisse findet sich im Buch III des Apollodorus, dessen Schilderung ich lieber gefolgt bin als der des Hyginus und anderer, die anders darüber sprechen; und vieles andere wurde aus der Epitia von Giovanni Batista Giraldi übernommen.
Von den vielen Söhnen, die Priamos, der König von Troja, mit seiner Frau Hekuba hatte, war einer Alexander. Gleich nach dessen Geburt übergab er ihn seinem treuen Diener Agelaus mit dem Befehl, ihn in den Wäldern des Berges Ida den Tieren auszusetzen; denn die Königin hatte einen Traum, dass das Kind ihr ganzes Reich zerstören würde. Das Kind wurde daraufhin von Agelaus ausgesetzt, der nach fünf Tagen zurückkehrte, um zu sehen, was mit ihm geschehen war, und feststellte, dass ein Bär es gesäugt hatte. Dies veranlasste ihn, das Kind heimlich mit nach Hause zu nehmen und es unter dem Namen Paris aufzuziehen, wobei er seinen wahren Zustand vor allen verbarg, außer vor seiner Tochter Aegle, die sich in ihn verliebt hatte. Nach vielen Jahren übernahm Paris, der sich unter den anderen Hirten durch seine Weisheit und Tapferkeit auszeichnete, die Herrschaft über jenes Land. Er verliebte sich in die Nymphe Oinone, Tochter des Flusses Cybrene, die er ebenfalls liebte, aber heimlich, aus Furcht vor den Prophezeiungen seines Vaters, der ihr prophezeit hatte, dass sie die unglücklichste Frau der Welt sein würde, wenn sie Paris heiraten würde. Nun begab es sich, dass Niso, der Bruder der Oinone, den Hirten Alkäus im Kampf getötet hatte und von Paris zum Tode verurteilt wurde. Am Morgen dieses Tages sollte das Urteil vollstreckt werden. Oinone warf sich ihm zu Füßen, um Gnade zu erlangen, aber sie konnte die Begnadigung nur unter der Bedingung erwirken, dass sie ihn noch in derselben Nacht heiratete. Was nun geschah, geht aus dem Fortgang des Dramas hervor, dem die in Vergils Versen so berühmte Freundschaft von Nisus und Euryalus Anlass zu größerer Entfaltung gibt: die Reise des Königs Priamos nach Ida, um das Begräbnis des totgeglaubten Alexanders zu begehen, und die Anerkennung desselben. Ein großer Teil dieser Ereignisse findet sich im Buch III des Apollodorus, dessen Schilderung ich lieber gefolgt bin als der des Hyginus und anderer, die anders darüber sprechen; und vieles andere wurde aus der Epitia von Giovanni Batista Giraldi übernommen.


==Roles and premiere cast==
==Roles and premiere cast==
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<nowiki>*)</nowiki>RISM ID no.  840010059, see "score"
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